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Haciendas Mexicanas

Campesinos bei Izúcar de Matamoros (Puebla) - 1966

Campesinos bei Izúcar de Matamoros (Puebla) - 1966

Bei der Datenerhebung zu den großen Gütern im zentralmexikanischen Hochland und auf Yucatán habe ich von 1966 bis 1985 zahlreiche Dokumente der Buchführung photographiert, aber auch Haciendagebäude, landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten sowie Arbeitsvorgänge in den Betrieben.  Bei der Suche nach historischem Bildmaterial zu den Haciendas nahm ich alte Photographien auf, in einigen Haciendas Wandgemälde (Murales), die landwirtschaftlichen Aktivitäten zum Thema hatten. Dort, wo diese Wandbilder gefährdet erschienen, versuchte ich sie ausführlich zu dokumentieren, um eine spätere Restaurierung zu erleichtern. Es sollte sich zeigen, daß die Sorge berechtigt war.

Casco der Hacienda San Vicencio, Puebla – 1974

Casco der Hacienda San Vicencio, Puebla – 1974

Seit Mitte der 80er Jahre befindet sich der Schwerpunkt der Datenerhebung auf Yucatán. Dort mußte ich nicht nur erleben, daß vergleichsweise wenige Buchführungsunterlagen der Güter erhalten sind, sondern auch, wie rasch die Überbleibsel der Henequen-Plantagen verschwinden. Die materielle Kultur der Wohn-, Verwaltungs- und Betriebsgebäude, der Maschinen und Geräte wie auch die Infrastruktur der Plantagen war allerdings bereits in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zum großen Teil verlorengegangen. Gleichwohl konnte man den Eindruck gewinnen, die relativ wenigen, von privaten Unternehmern oder Ejidatarios in den Hacienda-Gebäuden betriebenen Plantagen würden neben den modernen Einheiten von CORDEMEX (Cordeleros Mexicanos) noch für längere Zeit fortbestehen. Das war ein Irrtum.

Schuldbuchauszug (Hacienda San Juan Bautista La Compañía, Tlaxcala) – 1985

Schuldbuchauszug (Hacienda       La Compañía, Tlaxcala) – 1985

Selbst dieses hochsubventionierte Staatsunternehmen mit Exportmonopol außerhalb des Bundesstaates Yucatán wurde zu Beginn der 90er Jahre liquidiert. Daß in den 80er und frühen 90er Jahren einige traditionell organisierte Plantagen weiterhin aktiv blieben und den Entfaserungsprozeß oft auf sehr alten Maschinen in der tradierten Arbeitsorganisation fortführten, war nicht zuletzt auf den langen Nutzungszyklus der Agave zurückzuführen. Bei manchen privaten Unternehmern mochte auch eine gewisse Nostalgie den ökonomisch nicht mehr zu rechtfertigenden Betrieb erhalten haben.  Soweit in ehemaligen Haciendas Ejidatarios den Betrieb übernommen hatten, mußten sie – wie CORDEMEX – massiv subventioniert werden und stellten die Faserherstellung in den frühen 90er Jahren, von wenigen Ausnahmen abgesehen, ein.  Heute findet man fast nur noch Ruinen dieser agroindustriellen Kultur.

Karte der Hacienda San Bartolomé Zapotecas (Puebla) - 1985

Karte der Hacienda San Bartolomé Zapotecas (Puebla) - 1985

Wer sich später von ihr einmal ein angemessenes Bild machen möchte, wird auf Bildmaterial aus der Zeit der (noch) aktiven Betriebe und zu Relikten in zerstörten Anlagen zurückgreifen müssen. Die Aufnahme von Daten zur mexikanischen Hacienda habeich in den späten 90er Jahren um die historische Landvermessung und Kartographie erweitert. Diese beziehen sich in der späten Kolonialzeit und bis in die 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts vor allem auf die Ländereien der großen Güter. 

Gasmotor in der Hacienda Pebá, Yucatán – 1984

Gasmotor in der Hacienda Pebá, Yucatán – 1984

Inzwischen hat die Möglichkeit, Bilder digital zu erstellen und zu präsentieren, dazu geführt, dieses Material in zwei Serien auf CD zu veröffentlichen. Eine Serie befaßt sich mit Bilddokumenten aus Haciendas des zentralmexikanischen Hochlandes, die zweite mit Relikten der Henequén-Plantagen auf Yucatán. Den Bildsequenzen ist jeweils ein Einführungstext vorangestellt.

Die CDs können über den Verlag des Arnold Bergstraesser Instituts in Freiburg i.Br. bezogen werden.



Copyright ©  Bilder: Herbert J. Nickel, 2011